Die vegetarische Lebensweise schließt den Genuss aller Fleischspeisen und aller durch das Töten der Tiere gewonnenen Stoffe aus. Sie verlangt in zweiter Linie möglichste Enthaltung von alkoholischen Getränken und lässt nur ausnahmsweise den Genuss von Wein und Bier zu. Wo solche in den Rezepten vorgeschrieben sind, da ist immer ein unverfälschter Landwein (Rhein- oder Moselwein) oder ein leichtes Braunbier (einfaches
Bier) gemeint. Die betreffenden Speisen kommen mehr für die Anfänger und für Gäste in Betracht, die strengeren Vegetarier werden sie meiden. Drittens verwirft die vegetarische Lebensweise den Genuss der starken, die Nerven aufregenden Gewürze und das starke Salzen der Speisen. Man findet daher in den Rezepten nur wenige mildere Gewürze aufgeführt, die aber auch noch weggelassen werden können. An salzfreie Speisen gewöhnen sich Erwachsene zwar schwer, doch sollte man allmählich den Salzzusatz
verringern (vergl. auch Rezept Nr. 37).
Milch, Butter, Eier und Honig lässt die vegetarische Lebensweise zu, doch sucht sie den Verbrauch derselben allmählich einzuschränken. Zur Fettung der Speisen bleibt allerdings gute, reine Naturbutter meist das beste Mittel, aber teilweise lässt sich die Fettung auch ganz meiden und teilweise ist frisches Pflanzenöl vorteilhaft dazu zu verwenden. Welches von diesen Ölen den Vorzug verdient, ist schwer zu entscheiden, vor allen Dingen müssen sie frisch und gut gereinigt fein. Einige derselben werden erst durch längeres Glühen für den Genuss geeignet. Uber die in neuerer Zeit so vielfach empfohlene Kokosbutter sind die Meinungen sehr
geteilt, kranken Personen verursacht sie leicht Verdauungsbeschwerden. Auch ist der Geruch der Kokosbutter vielen Personen zuwider.
Neuerdings ist sie aber bedeutend verbessert worden; so bringen Müller u. Söhne in Mannheim eine gereinigte Kokosbutter unter dem Namen Palmin in den Handel, und die Firma Brüder Becker in Zittau versendet eine Kunstbutter unter dem Namen Laureol, die· beide nicht den geringsten unangenehmen Geruch besitzen; letzteres hat einen sehr angenehmen Geschmack und hält sich lange, es lässt sich sogar auf Brot streichen. Die Ersparnis bei Benutzung dieser Produkte in· der Küche ist nicht unbedeutend. Es sei aber
jedermann, der einen Versuch mit denselben machen will, geraten, mindestens im Anfange die Hälfte oder mehr Kuhbutter zuzusetzen.