Text von 1894

Mehlwaren

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Alle Mehlwaren müssen recht trocken aufbewahrt werden, aber der Luft zugänglich bleiben. Feucht gewordenes Mehl muss öfters umgeschaufelt und gesiebt werden. Gutes Weizenmehl ist beinahe rein weiß mit einem leichten gelblichen Schimmer, es ballt sich beim Pressen in der Hand nur leicht zusammen und hat einen angenehm süßlichen Geschmack. Schlechtes Mehl ist grau oder rötlich oder gar mit dunkeln Punkten durchsetzt, es hat einen säuerlichen oder dumpfen Geruch und wenn es feucht ist, erzeugt es ein Kältegefühl in der hineinsteckten Hand.

Zusätze von Gipsmehl, Kreide oder Schwerspath verraten sich schon durch die Farbe, zum genaueren Nachweis würde Verbrennung erforderlich sein, reines Mehl hinterläßt nicht mehr als 0,8% Asche. Auch andere Mehlsorten würden die Farbe beeinflussen außer Kartoffelstärke, die nur wenig billiger und Reismehl das sogar teurer ist. Zusätze anderer Mehlsorten erkennt man unter dem Mikroskop an der Form und Größe der Stärkekörner. Die feineren weißen Mehle enthalten weniger Eiweiß (Kleber) als die gröberen, dunkleren. Bei letzteren nimmt aber auch der Gehalt an unverdaulicher Holzfaser zu.

Alle Sorten Stärkemehl (Kartoffel, Weizen, Maisstärke) müssen rein weiß und von feinkörniger Beschaffenheit sein. Sie sind für die Ernährung gleichwertig, nur die Quellungsfähigkeit (Kleisterbildung) unter dem Einfluß heißen Wassers, läßt für bestimmte Zwecke der einen oder anderen Sorte den Vorzug geben.


Dieses Rezept in:

(1894)

Das „Praktische Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ von Henriette Davidis war der Kochbuchklassiker des 19. Jahrhunderts, nach ihrem Tode unter anderem von Luise Holle weiter geführt und mit etlichen Neuauflagen bis in die Neuzeit. Die ursprüngliche Ausgabe von 1844/45 wurde beständig verändert und erweitert auf über 700 Seiten: