Text von 1858

Aufbewahren der Lebensmittel

Vom Aufbewahren verschiedener Vorräte für Küche und Keller

|

Frisches Fleisch hält sich am besten im Winter hängend an einem kalten luftigen Orte, im Sommer um und um mit Brennesseln bedeckt im Keller auf einem Stein. Um beim Einschlachten ein Stück Ochsen oder Rindfleisch zum Braten vollkommen frisch zu erhalten, tunke man es – wie es im Abschnitt W bei den Sauerbraten bemerkt worden – in kochendes Fett und hänge es darnach an einen kalten luftigen Ort.

  • Geräucherte Schinken und Sommerwürste: mit Stroh umwickelt in Leinen genäht an einem kühlen luftigen Orte hängend
  • Feldhühner: mehrere Wochen unverändert, wenn man sie gleich nach dem Schießen ungepflückt tief in Hafer steckt
  • Kartoffeln: Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um dies zu verhüten, nehme man sie anfangs oder Mitte Februar aus ihrer Lage und gebe ihnen eine andere Stelle
  • Winterwurzeln, Möhren: Man bringe einen Teil derselben in ein Kartoffellager und schütte Kartoffeln darauf. Sind diese im Frühjahr verbraucht, so wird man die Wurzeln ganz saftig und wohlschmeckend finden. Auf gleiche Weise kann man es auch mit Steckrüben (Kohlrabi in der Erde) machen oder man bewahre sie schichtenweise in Sand gelegt
  • Roter und weißer Kohl (Kappus): bewahrt sich, so lange es nicht stark friert, am besten auf dem Boden (Speicher) auf der Stielseite liegend, nachher im Keller. Sollte derselbe durch Frost gelitten haben, so muss man ihn ruhig liegen lassen, damit der Frost wieder ausziehe, dann aber hat er an gutem Geschmack verloren und lässt sich nicht lange mehr erhalten
  • Gelbrüben: bewahren sich am besten in einer tiefen Grube, jedoch ist dies etwas umständlich und können sie auch dadurch bis Weihnachten gut erhalten werden, dass man sie draußen hinschüttet und stark mit Laub oder Stroh bedeckt. Auch kann man etwa im Garten am besten an einer etwas abhängenden Stelle mehrere kleine Gruben machen lassen, in jede ein Körbchen voll Rüben, Möhren und Steckrüben schütten, mit einigen Reisern und etwas Stroh zulegen und mit zwei Fuß Erde bedecken.
  • Zwiebeln: erhalten sich vorzüglich wenn man sie im Herbst einige Wochen an einem luftigen Orte dünn ausbreitet, damit sie vollkommen trocken werden. Bei eintretendem starkem Frost schütte man sie in einen Korb ringsum mit Heu versehen und damit bedeckt, doch muss solches bei gelinder Witterung entfernt werden. Ich erlaube mir hierbei auf die Sorten und Kultur der Zwiebeln in meinen Gartenbuche aufmerksam zu machen.
  • Spargel; erhalten sich zwei bis drei Tage ganz frisch, wenn man sie an einem schattigen Orte tief in die Erde legt, besser noch im Keller in kaltem Brunnenwasser, doch muss solches täglich erneuert werden
  • Äpfel und Birnen: halten sich am besten, wenn man sie an einem trockenen Tage vorsichtig pflückt, damit sie keine Fallflecke bekommen. Hat man einen trockenen luftigen Keller, so kann man sie sogleich darin auf Lattenbänke, die Stielseite nach unten dicht neben einander legen andernfalls ist zu raten, das Obst einige Wochen an einem luftigen Orte ausdünsten zu lassen. Das Nachsehen muss nicht versäumt, jeder angefaulte Apfel sogleich weggenommen werden.
  • Frische Pflaumen, Zwetschen: Wenn man sie an einem sonnigen Tage mit Handschuhen gleich in einen neuen steinernen Topf, worin noch kein Wasser gewesen ist, pflückt, denselben mit einer Blase zubindet, in den Keller stellt, einen platten Stein, welcher längere Zeit in der Sonne gestanden hat, darauf legt und nun den Topf ganz mit trockener Erde bedeckt.
    Anmerkung: Die Pflaumen sind alsdann um Weihnachten noch ganz frisch, nur halten sie sich, wenn der Topf geöffnet ist, nicht lange mehr, weshalb man wohl tut, einige kleine Töpfe zu füllen. Es versteht sich von selbst, dass hierzu nur ganz feste Pflaumen, die nicht im geringsten beschädigt sind, genommen werden.
  • Abgeschnittene Trauben erhalten sich besonders gut, wenn man den Abschnitt verlackt und dieselben an einem kühlen zuggigen Orte aufhängt, doch dürfen die Trauben sich nicht berühren.
  • Trauben am Stock: wenn man die kleinen, eben angesetzten Trauben in weite Medizingläser steckt und solche so festbindet, dass die Trauben unberührt in den Gläsern wachsen können. Sie gewinnen dadurch an Süße und werden vor Kälte geschützt, besonders wenn man vor dem Frieren die Gläser mit Werg (Hede) oder Watte umbindet.
  • Eier bleiben frisch, wenn man sie in einem steinernen Topfe mit dünnem Kalkwasser bedeckt in den Keller stellt, doch müssen sie zugedeckt werden, um den Zutritt der Luft zu verhüten. Es ist indessen hierbei eine Hauptbedingung, dass die Eier vollkommen frisch, also nicht angebrütet genommen werden und kann dann das Einmachen selbst in der Blütenzeit geschehen. Monate lang nachher kann man die Eier noch zu Backwerk gebrauchen, da sich das Weiße zu festem Schaum schlagen läßt. Auch kann man die ganz frischen Eier mit geschmolzenem Talg bestreichen und sie an einem kühlen Orte aufbewahren. September-Eier erhalten sich ohne Weiteres den ganzen Winter hindurch.
  • Mehl bewahrt sich am besten in einem Sacke, den man an einem trockenen luftigen Orte aufhängt oder in einem offen stehenden Fasse, wobei man mit einem Stöckchen Luftlöcher bis auf den Boden des Fasses macht und dies dann und wann wiederholt. Am besten ist dazu ein Stöckchen Ahorn, welches im Mehl stecken bleibt

Dieses Rezept in:

(1858)

Das „Praktische Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“ von Henriette Davidis war der Kochbuchklassiker des 19. Jahrhunderts, nach ihrem Tode unter anderem von Luise Holle weiter geführt und mit etlichen Neuauflagen bis in die Neuzeit. Die ursprüngliche Ausgabe von 1844/45 wurde beständig verändert und erweitert auf über 700 Seiten: