Kochbuch für die israelitische Frau, enthaltend die verschiedensten Koch- und Backarten mit einer vollständigen Speisekarte und einer Hausapotheke so wie einer genauen Anweisung zur Einrichtung und Führung einer religiös-jüdischen Haushaltung. Von Rebekka Wolf, geborene Heinemann in Berlin Vierte sehr vermehrte Auflage. W- Adolf & Comp Verlag (A. Cohn) 1865 (Wien, Leipzig, Frankfurt)
Vorwort:
Dieses Buch ist zunächst für solche israelitische Frauen und Bräute bestimmt, welche eine religiöse Wirtschaft zu führen wünschen, sodann aber auch für Alle, welche mit kräftiger, gesunder Hausmannskost eine gewisse Sparsamkeit verbinden wollen. Es verträgt sich indessen mit der Ökonomie sehr wohl, an Feiertagen oder wenn man Gäste zu bewirten hat, feinere Gerichte zu bereiten, weshalb ich solcher hierin ebenfalls gedacht.
Es trifft sich nicht selten, dass Töchter im elterlichen Hause nicht Gelegenheit haben, sich mit diesen religiösen Gebräuchen bekannt zu machen und deshalb in große Verlegenheit geraten, wenn religiös gesinnte Männer sie zu Hausfrauen begehren. Für diese jungen Mädchen ist dies, in allen Anforderungen einer religiös jüdischen Wirtschaft belehrende Buch, ganz besonders bestimmt.
So kurz gefasst und billig es auch ist, enthält es doch Alles was eine gute Wirtin zu jeder Jahreszeit zu tun hat, um Küche, Speisekammer und Keller zu rechter Zeit versorgen zu können. Mehrere Dinge, welche andere Kochbücher füllen und sie allerdings stärker und somit auch teurer machen, habe ich weggelassen, weil ich dergleichen für überflüssig, unpraktisch und gar nicht hierin passend finde, als z B künstliche Wäschereien von Seidenzeug, Flor, Blonden sowie Stoffe zu färben, wohlriechende Seifen zu fabrizieren, Flecke auszumachen Branntweine zu destillieren und dergleichen mehr.
Es wäre mir ein Leichtes gewesen, alles dieses aus dem ersten besten Kochbuche abzuschreiben, doch würde ich es schon deshalb nicht tun, weil ich alsdann für das Gelingen in der Anwendung nicht haften könnte. Ungeprüftes sollte überhaupt in keinem Kochbuche aufgenommen werden, da durch solche ungeprüfte Angaben, eine junge Frau sich oft bei der Anwendung in ihrer Erwartung getäuscht findet, den Glauben an die Richtigkeit des ganzen Buches verliert und es entweder gar nicht mehr oder nur teilweise benutzt und sich zur Hälfte mit eigenen Erfindungen und Versuchen aushilft und dadurch diese notwendige Wissenschaft nur mangelhaft und mit Unsicherheit zu üben erlernen wird.
In verschiedenen Wohnorten habe ich Manches praktisch erlernt, was man wieder in anderen Städten nicht kennt und dies Alles ist hierin aufgenommen, soweit ich es für jeden Ort passend und ausführbar befunden, denn es ist für uns Frauen interessant, zuweilen mit einem fremdartigen Gerichte überraschen zu können. Durch die Gewissenhaftigkeit, mit der ich alle meine Anweisungen gegeben, glaube ich jeder Hausfrau sowohl in jüdisch-religiöser Hinsicht als in Betreff der Küche Genüge geleistet zu haben und darf mir deshalb ihres geehrten Vertrauens als auch einer vielfachen Benutzung dieses Buches schmeicheln.